Gicht

Bei der Gicht handelt es sich um eine klassische Stoffwechselentgleisung im Sinne einer erhöhten Harnsäure im Serum (>6,4 mg/dl).

Über eine Purinstoffwechselstörung mit krankhaften Organveränderungen kommt es zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen. Man unterscheidet eine primäre von einer sekundären Gicht. Neben dem Diabetes mellitus ist die Gicht eine der häufigsten Stoffwechselkrankheiten.
Bei der primären Gicht handelt es sich meist um eine verminderte Harnsäureausscheidung in der Niere, bei ansonsten normaler Nierenfunktion durch purinreiche Ernährung, Alkoholabusus, Fasten u. a.
Selten liegt eine Überproduktion von Harnsäure vor, wie z. B. beim Lesch-Nyhan-Syndrom.

Bei der sekundären Form der Gicht kommt es zum Harnsäureanfall infolge einer anderweitigen Erkrankung, wie z. B. bei einer verminderten Ausscheidung bei Niereninsuffizienz, vermehrter Zellabbau bei Hungerkuren oder Malignomen, medikamentösen Therapien. Die Harnsäure ist erhöht bei vermehrter Purinfreisetzung durch Zellumsatz bzw. Zellzerfall (bei Erkrankungen wie z. B. Polycythamia vera, CML, Tumorbehandlung von Zytostatika). Die Harnsäure wird vermehrt gesteigert aufgrund einer erhöhten Purinsynthese (z. B. bei der Glykogenspeicherkrankheit Typ I) oder eines verminderten Abbaus im Purinstoffwechsel. Eine weitere Ursache ist die verminderte Ausscheidung der Harnsäure über die Niere, z. B. beim Bartter-Syndrom, bei Ketoazidose und Niereninsuffizienz, Behandlung durch Diuretika und Alkoholismus.

Meist stellt sich die Gicht unauffällig dar. Im akuten Gichtanfall, meist nach Alkoholexzessen oder Festessen kommt es zu einer perakuten Monarthritis, typischerweise im Großzehengrundgelenk, lokalisiert mit starken Schmerzen, Rötung, Schwellung und Überwärmung, mit zusätzlichem Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl. Auch können weitere Gelenke, wie das Knie-, Sprung und Daumengrundgelenk, betroffen sein. Gelegentlich können mehrere Gelenke betroffen sein.

Bei der chronischen Gicht kommt es zu wiederholten Gelenkschmerzen oder Gichtanfällen und progredienter Zerstörung des Gelenks mit zunehmender Funktionsbeeinträchtigung. Die sog. Gichttophi (Uratablagerungen) sind weißliche subkutane Weichteilknoten, häufig an der Ohrmuschel oder über dem Olecranon sichtbar. Im Rahmen der chronischen Gicht kann es zur Bildung von Uratsteinen kommen, die sich wiederum in der Niere ablagern und einen großen Teil der Nierensteine ausmachen. Als Uratnephropathie bezeichnet man eine langsam fortschreitende Niereninsuffizienz durch interstitielle Uratablagerungen und wiederholten Pyelonephritiden oder akuter Uratnephropahtie durch massive Ausfällung von Harnsäure im Interstitium und in den Tubuli der Niere mit akuter Niereninsuffizienz.

Neben einer medikamentösen Therapie und eventuellen Umstellung bereits bestehender Medikamente gilt es, die Ernährungsgewohnheiten, den allgemeinen Alkoholkonsum und die Familienanamnese des Patienten abzufragen. Es sollte dann entsprechend eine Diät i. S. einer purinarmen Kost (wenig Fleisch, Innereien, Fisch, Linsen), Alkoholkarenz, Körpergewichtsnormalisierung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr erfolgen. Unter adäquater Prophylaxe und Therapie ist eine günstige Prognose möglich, ansonsten besteht die Gefahr chronischer Gelenk- und Nierenschäden.

04/05/2020

Gicht

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